Elektromotoren-Prüfstand

1. Beschreibung

Der Elektromotoren-Prüfstand ermöglicht allgemein die effiziente Durchführung von Versuchen unter Bedingungen, denen E-Motoren in Elektro- und Hybridelektrofahrzeuge ausgesetzt werden. Darunter Standardbetrieb, Extrembelastung und Dauerbetrieb in Kombination mit thermischen Bedingungen.

Besonderes Augenmerk wird auf die Charakterisierung von Verlusten und parasitäre Effekten wie z.B. Drehmomentwelligkeit, Vibration, magnetische Anisotropie, u. ä. gelegt.

 

2. Ziele und Beispiele

Ziel ist, die Entwicklung von Methoden zur Zustandsüberwachung, Parameterbestimmung, Erkennung von Produktionsfehlern (Abnahmetest/ Factory Acceptance Test (FAT)) und Untersuchung von Alterungseffekten. Dabei sollen die Besonderheiten der Hochdrehzahlmotoren, Direktantriebe und Motor-Getriebe-Sätze berücksichtigt werden.

Durch den Einsatz von hoch dynamischen Belastungsmaschinen mit drehsteifen und spielfreien Wellen, Kupplungen und Drehmomentmesswellen, können dynamische Effekte, wie Drehmomentwelligkeit oder Schwingungen, untersucht werden sowie auch nachfolgende Komponenten des Antriebsstranges nachgebildet (emuliert) werden.

Beispiele:

Entwicklung von Methoden für die Fehlerdiagnose, sowohl im Abnahmetest, während des Betriebs als auch bei der Wartung. Es werden an der OvGU dafür bereits Methoden untersucht, wobei die Diagnose über die Messung von ausschließlich elektrischen Größen durchgeführt wird und somit keine kostenintensiven Sensoren erfordern. Für diese Entwicklung ist es erforderlich, dass unterschiedliche E-Motoren unter einem breiten Spektrum von Belastungsbedingungen betrieben werden.

 Untersuchung von Effekten, die zur Entmagnetisierung des Rotors führen können und die Entwicklung von Strategien, um sie zu minimieren. Das können temperaturbedingte Langzeiteffekte oder Kurzzeiteffekte bei Extrembelastung bzw. Kurzschluss sein. Solche Bedingungen sollen mit dem Prüfstand nachgebildet werden können.

Methoden für die schnelle Bestimmung von Motorparametern. Damit können in der Entwicklungsphase oder bei der Produktion (trotz produktionsbedingten Abweichungen) die Regelalgorithmen einzeln optimal angepasst werden. Des Weiteren, kann durch diese Parameter eine statistische Prozesslenkung effektiver durchgeführt werden.

 

3. Einrichtungen:

Um die meisten aktuellen und zukünftigen E-Antriebskonzepte abdecken zu können, ist ein breiter Arbeitsbereich erforderlich. Diese kann mit nur einem Prüfstand nicht erreicht werden. Daher sollen zwei Prüfstände bereitgestellt werden:

 

3.1       Highspeed-Prüfstand:

Dauerleistung

Min. 250 kW

Spitzenleistung

Min. 1,5* 250 kW (1 Minute)

Drehzahl

Max. 23.000 U/min

Drehmoment

Min. 300 Nm@7700 U/min

Gemeinsames Maschinenbett für beide Prüfstände

6000x4000mm

 

3.2       Hightorque-Prüfstand:

 

Dauerleistung

Min. 250 kW

Spitzenleistung

1,5*250 kW (1 Minute)

Drehzahl

Min. 3000 U/min

Drehmoment

Min 3500 Nm@700 U/min

Gemeinsames Maschinenbett für beide Prüfstände

6000x4000mm

3.3       Jeder Prüfstand besteht aus:

  • Fundament für die Montage von Prüfling und Belastungsmaschine
  • Hochdynamische und getriebefreie Belastungsmaschine
  • Drehsteifen und spielfreie Wellen, Kupplungen und Drehmomentmesswellen
  • Frequenzumrichter (Rückspeisefähig oder Zwischenkreis verbindbar mit dem Wechselrichter des Prüflings) und Regelung für die Belastungsmaschine
  • Hochgenaues Leistungsmessgerät mit Strom- und Spannungswandler entsprechend der elekt. Belastungsmaschine (1200V, Bandbreite: 10 MHz, Genauigkeit 0,025%)
  • Mobile Gleichstromversorgung ca. 50-100 kW für die Inbetriebnahme des Elektromotorenprüfstandes (800 V 150-300A )
  • Klimahaube für den Prüfling
  • Mobiles Klimaaggregat zur Konditionierung
  • Mobile Akustikkammer:
    • Mehrschichtiger Absorbern im Innenraum (mindestens Genauigkeitsklasse 2 für reflexionsarme Räume)
    • Maximalaufbaugröße (3,5 m x 3,5 m x 3 m (Höhe)) --> aus den Elementen soll z.B. auch ein 2 m x 2 m x 2 m Aufbau möglich sein; aber nicht gleichzeitig genutzt werden können! (alle Maße sind Innenmaße!)
    • Modularer Aufbau mit Bedien- und Wartungsklappen und entkoppelten Schlauch- und Kabeldurchführungen

Es ist nicht erforderlich, dass beide Prüfstände gleichzeitig betriebsfähig sind. Somit können z.B. Frequenzumrichter (oder mindestens der Ein- bzw. Rückspeisemodul), Leistungsmessgerät, Batterieemulator, usw. für beide Prüfstände kombiniert werden.

 

4. Schnittstelle TGA (Versorgung):

  • Spannung: 400V AC, 3-phasig (Frequenzumrichter)
  • Leistung: 1,5*250 kW für eine Minute = 375 kW
  • Prozesswasser: Kühlwasser / Kälteleistung 20 kW
  • Druckluft: optional

 

5. Frequenzumrichter

  • Passend zur Belastungsmaschine
  • Regelfrequenz: Bis zu 20 kHz
  • Drehmomentanregelung: < 1ms im Stillstand
  • Rückspeisefähig
  • Drehzahl- und Drehmomentregelung
  • Lageregelung
  • Fahrprofil vorgeben
  • Freiprogrammierbar (n-M-Profil)

 

6. Schnittstelle übergeordnetes Steuersystem (Automatisierung):

  • Bus Kommunikation: CAN, Ethernet/IP, EtherCat, Profinet
  • Digital I/O:
    • Betriebsmodus (On / Off)
    • Not-Aus
    • Fehler

 

7. Messtechnik:

Messstelle

Beschreibung

Einheit

Messbereich

Abtastrate (Hz)

Genauigkeit

Bemerkung

Highspeed-Prüfstand:

 

 

 

 

 

 

Drehmoment für Nenndrehmoment

Nennbetrieb

Nm

 

>1 kHz

0,05%

Steifigkeit 0,1° bei Nenndrehmoment

Drehmoment für

¼ des Nenndrehmoments

Verlustleistungsbestimmung im Leerlauf

Nm

 

>1 kHz

0,05%

Steifigkeit 0,1° bei Nenndrehmoment

Hightorque-Prüfstand:

 

 

 

 

 

 

Drehmoment für Nenndrehmoment

Nennbetrieb

Nm

 

>1 kHz

0,05%

Steifigkeit 0,1° bei Nenndrehmoment

Drehmoment für

¼ des Nenndrehmoments

Verlustleistungsbestimmung im Leerlauf

Nm

 

>1 kHz

0,05%

Steifigkeit 0,1° bei Nenndrehmoment

Beide Prüfstände:

 

 

 

 

 

 

 

Leistungsmessung

V, A

Bis 1200V/600A

Bandbreite:

10 MHz

0,025%

Eingänge:

Drehgeber/Drehmomentwelle

 

8. Raumanforderungen

 

Titel

Beschreibung

zuständig

Nutzung

Elektromotorenprüstand für 250 kW (mechanische Dauerleistung)

Motorenprüfstand für ….., Leistung …

 

Abmessungen

10 x 8 x 4,5m (B x L x H in m)

Externe Prüfwarte nötig; entweder in einem gebäudezentralen Raum oder separat am Prüfstand (mindestens 2,5m x 3m

auch für TGA

Fußboden / Wände

Vibrationsbeständiges Fundament für Maschinenbett (Gewicht bestätigen)

Kanal für Leitungen

Beschichtung, Schallschutz, Gruben, Doppelboden, Fundamente

 

Fenster, Türen, Tore

Schallschutztür/-Tor

Wartungsfenster, Türgrößen, Zugangsanforderungen, Magnetkontakte

 

Raumkonditionen

Keine besondere Konditionierung soll aber Temperatur zwischen 20° und 30° bei 30 kW Abwärme halten können.

Temperatur, Feuchte, Konstanz

TGA

Lüftung und Abgas

Lüftung für 30 kW Abwärme

Keine Abgase

Zu- und Abluft, Verbrennungsluft (Konditionen), Abgasabführung, Schnittstelle zum PST

TGA

Kühlwasser

Unter 30° 40kW Wärmeleistung

Temperaturniveau, abzuführende Wärmeleistung, Schnittstelle zum PST

TGA

Kaltwasser

Wenn für andere Prüfstände vorgesehen, dann könnte es hier in gleicher Form zu Verfügung gestellt werden

Temperaturniveau, abzuführende Wärmeleistung, Schnittstelle zum PST

TGA

Druckluft

Optional (Basisversorgung)

TGA

Löschtechnik

Geeignet für Elektrogeräte

Löschsystem, Raum- / Objektlöschung

TGA

Eich- und Analysegase

Keine Gase

TGA

Kraftstoffe / Gase

Keine Kraftstoffe

TGA

Elektrotechnik

3Ph 400V 300 kW

Spannung, Leistung, Anzahl der Verbraucher

TGA

Brandmeldetechnik

Flammmelder / Rauchmelder

TGA

IT (Datentechnik)

10

Anzahl Datenanschlüsse

TGA

Sonstiges

 

 

Besonderheiten

Krananlage 1t oder ausreichende Höhe für ein portables Portalkran 1t.

Mobile Schutzwand zwischen den Prüfständen 3.1 und 3.2

 

Kontakt

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik (FEIT)
Institut für Elektrische Energiesysteme (IESY)

Prof. Dr.-Ing. Roberto Leidhold
Gebäude 03, Universitätsplatz 2
39106 Magdeburg

Tel.: 0391-67-58595
Fax: 0391-67-42481

Stand: 08.11.2021

Letzte Änderung: 12.01.2023 - Ansprechpartner: Webmaster